NEW YORK - Die Flugzeugbauer Airbus und Boeing können im laufenden Jahr möglicherweise weniger als die Hälfte ihrer Produktion am Markt absetzen. Dies sagte IATA-Präsident Giovanni Bisignani nach einer Rede vor dem Wings Club in New York. Viele Fluggesellschaften seien nicht in der Lage, im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld die Finanzierung bestellter Flugzeuge sicherzustellen.
Auch Finanzierungszusagen der Hersteller und Staatsgarantien würden nicht ausreichen, die große Finanzierungslücke am Markt zu schließen, zitiert die "Flight International" Bisignani. Bisignani sagte, seine Annahme sei lediglich "als Schätzung aus einem Bauchgefühl heraus" zu verstehen. Einige Airlinevorstände hätten ihm gegenüber aber eingeräumt, keine ausreichende Finanzierung zu erhalten, um bestellte Flugzeuge abzunehmen.
Airbus kündigte wegen mangelnder Nachfrage gestern eine Kürzung der A320-Produktion an. Von Oktober an sollen monatlich 34 statt wie bisher 36 Flugzeuge gerfertigt werden, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Toulouse mit. Bei den Maschinen der A330/A340-Serie soll es weiterhin im Schnitt bei 8,5 Flugzeugen im Monat bleiben.
Airbus hatte im vergangenen Jahr 483 Flugzeugen ausgeliefert. Für 2009 wird ein ähnliches Ziel angestrebt. Boeing plant im laufenden Jahr eine Fertigungsleistung von 480 bis 485 Einheiten, brachte im Januar aber bereits die Möglichkeit einer Produktionskürzung um zehn Prozent ab 2010 ins Gespräch.
Weiterer Rückgang im Januar und Februar
Die Lage am Markt kann sich ebenso schnell mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung wieder aufhellen, sagte Bisignani. Für Januar und Februar erwartet die IATA jedoch zunächst einen weiteren Rückgang. Bereits im Dezember reduzierte sich das internationale Passagieraufkommen um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Luftfrachtraten brachen um 22,6 Prozent ein.
Die IATA wird insbesondere die Entwicklung des Cargogeschäfts weiter aufmerksam verfolgen, da dieses einen zentralen Frühindikator einer Bodenbildung darstellt. Bisignani rief die neue US-Regierung zu weiteren Investitionen in den Luftverkehr auf. "Investitionen, keine Rettungspakete, werden sich in neuen Jobs bezahlt machen und auch andere Industriezweige wieder ankurbeln", sagte Bisignani.
Konkret fordert die IATA die Bereitstellung von vier Milliarden US Dollar für die erste Stufe eines neuen Luftraummanagement. "Airlines und Flughäfen können nicht als Motor der Wirtschaft fungieren, wenn wir nahe am Verkehrskollaps arbeiten", kommentierte Bisignani. Allein durch ein verbessertes Verkehrsmanagement könnten in der amerikanischen Wirtschaft 77.000 neue Arbeitsplätze entstehen.
aero.de, dpa / 20.02.2009
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